Herzschwäche und Vorhofflimmern: Ein verbreitetes Duo
Herzschwäche und Vorhofflimmern sind in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet. Oft kommen beide Herzerkrankungen sogar im Doppelpack, denn sie können sich gegenseitig begünstigen und sogar verstärken. Lesen Sie hier, warum beide Erkrankungen so eng miteinander zusammenhängen und wie Sie sich am besten vor den möglichen Komplikationen schützen können.
Vorhofflimmern und Herzschwäche sind weit verbreitet
Vorhofflimmern ist hierzulande die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung: Durchschnittlich leiden in Deutschland etwa ein bis zwei von 100 Menschen darunter. Die Wahrscheinlichkeit, an Vorhofflimmern zu erkranken, nimmt dabei im Laufe des Lebens kontinuierlich zu: Ab dem 70. Lebensjahr sind bereits 10 bis 15 Prozent der Deutschen betroffen. Für die Herzschwäche (von Medizinern Herzinsuffizienz genannt) sind die Zahlen fast identisch. Auch an ihr leiden etwa ein bis zwei von 100 Deutschen, bei den über 60-Jährigen ist es etwa jeder zehnte. Alleine aufgrund der Häufigkeit beider Erkrankungen besteht deshalb eine gewisse Wahrscheinlichkeit, sowohl an Vorhofflimmern als auch an einer Herzschwäche zu erkranken.
Zwei Erkrankungen, zahlreiche gemeinsame Risikofaktoren
Dass beide Herzerkrankungen oft miteinander vergesellschaftet sind, liegt jedoch keinesfalls nur daran, dass beide so weit verbreitet sind. Einer der wichtigsten Gründe ist, dass beide ähnliche Risikofaktoren aufweisen, die das Auftreten dieser Erkrankungen begünstigen. Dazu zählen insbesondere
- ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie),
- ein erhöhter Blutzucker (Diabetes mellitus),
- die koronare Herzkrankheit,
- Herzklappenerkrankungen oder
- eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis).
Aber auch andere Faktoren wie Alter, männliches Geschlecht, Übergewicht, eine Schilddrüsenüberfunktion, Nikotin- und Alkoholkonsum erhöhen das Risiko für beide Erkrankungen.
Vorhofflimmern und Herzschwäche beeinflussen sich gegenseitig
Neben den gemeinsamen Risikofaktoren ist außerdem ein gefährlicher Teufelskreis dafür verantwortlich, dass Vorhofflimmern häufig zu einer Herzschwäche führt und umgekehrt.
Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmäßig. Die Ursache dafür liegt im Herzmuskel selbst: Dort gibt es spezialisierte Zellen, die die für einen regelmäßigen Herzschlag notwendigen elektrischen Impulse erzeugen und diese an die anderen Herzmuskelzellen weiterleiten. Ist dieser Prozess gestört, gerät das Herz aus dem Takt. Dadurch kann es das Blut nicht mehr so wirksam wie sonst durch den Körper pumpen. Damit das Herz den Organismus trotzdem noch mit ausreichend Sauerstoff versorgen kann, reagiert es mit einem Anstieg der Herzfrequenz. Dauerhaft kann die damit verbundene Mehrbelastung den Herzmuskel schädigen und eine Herzschwäche hervorrufen oder eine bereits bestehende Herzschwäche verstärken.
Bei einer Herzschwäche wiederum ist die Pumpleistung des Herzens nicht mehr gut genug, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Eine Herzschwäche bzw. die Erkrankungen, die zu einer Herzschwäche führen, gehen häufig mit strukturellen Veränderungen am Herzmuskel einher. So hinterlassen beispielsweise verschiedene Herzerkrankungen Vernarbungen am Herzen oder führen zu einer Verdickung des Herzmuskels bzw. einer Vergrößerung der Herzhöhlen. Dies kann die Erzeugung bzw. Weiterleitung elektrischer Signale im Herzmuskel stören und Herzrhythmusstörungen auslösen. Auch Störungen im Elektrolythaushalt sind typische Folgen einer Herzschwäche. Elektrolyte sind Stoffe, die im Körper elektrischen Strom leiten können. Ein aus dem Gleichgewicht geratener Elektrolythaushalt kann deshalb ebenfalls zu Vorhofflimmern führen.
Eine wirksame Behandlung ist besonders wichtig
Herzschwäche und Vorhofflimmern können selbst unabhängig voneinander schwerwiegende Folgen haben und die Lebenserwartung verringern. Treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf, verschlechtert dies die Prognose zusätzlich. Zum Beispiel haben Menschen mit Vorhofflimmern ein etwa um das Fünffache erhöhtes Schlaganfallrisiko. Kommt eine Herzschwäche hinzu, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall insgesamt sogar um das 10- bis 15-fache. Eine wirksame Behandlung ist deshalb für Betroffene unerlässlich.
Ziel der Behandlung ist es zum einen zu verhindern, dass sich durch den gestörten Blutfluss Blutgerinnsel bilden, die wiederum einen Schlaganfall auslösen können. Zum anderen wird der Arzt versuchen, den normalen Herzrhythmus mit Hilfe von Medikamenten oder durch elektrische Impulse wiederherzustellen (Kardioversion). Unter Umständen kann es auch sinnvoll sein, einen Herzschrittmacher einzusetzen oder die geschädigten Zellen im Herzmuskel zu veröden, die bei Vorhofflimmern die fehlerhaften elektrischen Impulse auslösen. Mediziner bezeichnen dieses Verfahren als Katheterablation.
Das können Sie selbst für sich tun
Neben der medizinischen Behandlung können auch Betroffene selbst einiges tun, um ihr Risiko für Vorhofflimmern und Herzschwäche zu verringern. Insbesondere Alkohol- und Nikotinkonsum gehören zu den Risikofaktoren, die Sie selbst beeinflussen können. Aber auch eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein normales Körpergewicht tragen zu einer besseren Herzgesundheit bei. Versuchen Sie außerdem, übermäßigen Stress zu vermeiden, denn dieser kann Blutdruck und Herzschlag erhöhen und den Herzmuskel auf die Dauer schädigen.
Wenn Sie an Vorhofflimmern oder einer Herzschwäche leiden, ist es außerdem wichtig, Kontrolltermine beim Arzt gewissenhaft wahrzunehmen. So kann der Arzt Veränderungen der Herzfunktion frühzeitig feststellen und Gegenmaßnahmen einleiten. Achten Sie auch darauf, alle Medikamente, die Ihr Arzt Ihnen verschreibt, regelmäßig und in der richtigen Dosierung einzunehmen, denn nur so können die Arzneimittel optimal wirken.
Autorin: Dr. Brit Neuhaus, medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum: Februar 2021
Quellen:
1. AMBOSS. Herzinsuffizienz.
www.amboss.com/de/wissen/Herzinsuffizienz (Abruf: 02/2021)
2. AMBOSS. Vorhofflimmern
www.amboss.com/de/wissen/Vorhofflimmern (Abruf: 02/2021)
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dzhk.de/herz-kreislauf-erkrankungen/praevention/ (Abruf: 02/2021)
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9-GE-5-12197-02 03-2021