Schlaganfallprävention: Auch in Corona-Zeiten ein Muss
Eine konsequente Schlaganfallprävention ist für Menschen mit erhöhtem Schlaganfallrisiko unverzichtbar. Betroffene sollten deshalb auch während der Corona-Pandemie keinesfalls auf wichtige Arztbesuche verzichten, die verordneten Medikamente weiterhin regelmäßig einnehmen und auf einen gesunden Lebensstil achten.
Aufgeschobene Arztbesuche – ein bedenklicher Trend
Schon seit Monaten hat das Corona-Virus Deutschland fest im Griff und die Angst vor der gerade für Risikopatienten nicht ungefährlichen Infektion greift um sich. Viele Menschen stellen sich in dieser Zeit die Frage, ob sie während der Corona-Pandemie überhaupt zum Arzt gehen sollen – und entscheiden sich aus Angst vor einer Ansteckung häufig dagegen. Krankenkassen und Ärzte warnen mittlerweile vor dieser Entwicklung. Denn wer Arzttermine nicht wahrnimmt, setzt unter Umständen seine Gesundheit aufs Spiel.
Sorge vor Ansteckung meist unbegründet
Wenn Sie aufgrund einer Vorerkrankung wie beispielsweise Vorhofflimmern ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, sollten Sie Ihre regulären Kontrolluntersuchungen deshalb auch während der Corona-Pandemie nicht einfach ausfallen lassen. Denn die Untersuchungen sind wichtig, damit der Arzt Ihre Erkrankung optimal behandeln und rechtzeitig reagieren kann, wenn sich etwas an Ihrem Gesundheitszustand verändert. Zudem ist die Sorge, sich beim Arzt anzustecken, meist unbegründet, da die Praxen inzwischen wirksam vorgesorgt und die Abläufe in der Praxis an das erhöhte Infektionsrisiko angepasst haben. Falls Sie einen Termin dennoch verschieben möchten, sollten Sie vorher mit Ihrem Arzt sprechen. Er kann zuverlässig einschätzen, ob ein Besuch in der Praxis wirklich notwendig ist oder nicht.
Bei Symptomen unverzüglich zum Arzt
Vorsorgetermine nicht wahrzunehmen, kann gerade für chronisch kranke Menschen mit gesundheitlichen Folgen verbunden sein. Wer jedoch selbst bei akuten Beschwerden zögert, den Arzt aufzusuchen, riskiert schlimmstenfalls sogar sein Leben. Wenn Sie beispielsweise feststellen, dass sich bestehende Beschwerden wie Unruhe- und Angstgefühle, Luftnot, Schwäche, Schwindelattacken oder Brustschmerzen plötzlich verstärken oder wenn sich neue, bislang noch nicht aufgetretene Symptome einstellen, sollten Sie den Arztbesuch auf keinen Fall länger aufschieben. Denn möglicherweise hat sich Ihre Herzfunktion verschlechtert und der Arzt muss Ihre Behandlung anpassen.
Noch viel wichtiger ist dies bei Symptomen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können, denn ein Schlaganfall ist immer ein lebensbedrohlicher Notfall, bei dem jede Minute zählt. Die häufigsten Symptome eines Schlaganfalls sind:
- Sprach- oder Sprachverständnisstörungen
- Sehstörungen
- Lähmungen, Taubheitsgefühl
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- sehr starke Kopfschmerzen
Nur eine ärztliche Untersuchung kann zeigen, ob es sich um einen Notfall, eine ernste Erkrankung oder eine eher harmlose Befindlichkeitsstörung handelt.
Medikamente weiterhin regelmäßig einnehmen
Auch die regelmäßige Einnahme der vom Arzt verordneten Medikamente ist für eine wirksame Schlaganfallprävention unerlässlich. Kümmern Sie sich deshalb weiterhin rechtzeitig um neue Rezepte und setzen Sie die verschriebenen Arzneimittel niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab. Auch die Dosierung sollten Sie keinesfalls eigenmächtig ändern, beispielsweise weil Ihre Medikamente knapp werden.
Falls für die Wiederverschreibung Ihrer Medikamente keine Kontrolluntersuchung erforderlich ist, können Sie meist auf einen Besuch in der Arztpraxis verzichten. Stattdessen können Sie sich Ihr Rezept per Post zuschicken lassen oder es alternativ telefonisch vorbestellen und Angehörige oder Freunde bitten, es für Sie abzuholen. Hierzu müssen Sie bei Ihrem Arzt lediglich eine spezielle Vollmacht hinterlegen, damit dieser das Rezept auch an andere Personen aushändigen darf. Ebenso wenig müssen Sie selbst in die Apotheke gehen: Mit Hilfe des Rezepts kann jeder, den Sie darum bitten, die Medikamente für Sie besorgen. Manche Apotheken bieten auch einen Lieferservice an, der Ihnen die verordneten Medikamente nach Hause bringt.
Angebot zur Corona-Impfung wahrnehmen
Schwere Infektionen können das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen und auch das Corona-Virus steht im Verdacht, neurologische Erkrankungen, darunter Schlaganfälle, auszulösen. Zudem gehören viele Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, einer Risikogruppe für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf an, beispielsweise, weil sie bereits ein höheres Lebensalter erreicht haben. Die von Experten empfohlenen Schutzmaßnahmen, einschließlich der Corona-Impfung, sind in diesem Fall besonders wichtig.
Ein erhöhtes Risiko für Impf-Nebenwirkungen besteht alleine aufgrund eines vorangegangenen Schlaganfalls nicht. Sofern Sie blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten Sie den Impfarzt jedoch darüber informieren, beispielsweise da es an der Einstichstelle zu Einblutungen kommen kann. Wenn Sie sich im Hinblick auf die Risiken einer Impfung unsicher fühlen, können Sie sich zuvor auch von Ihrem behandelnden Arzt beraten lassen.
Gesund leben – auch während der Pandemie
Eine Anpassung des eigenen Lebensstils zählt neben medikamentösen und operativen Maßnahmen zu den drei großen Säulen der Schlaganfallprävention. Dazu gehört neben einer gesunden, ausgewogenen Ernährung und dem Verzicht auf Nikotin vor allem regelmäßige Bewegung. Umfragen bestätigen jedoch, dass sportliche Aktivitäten während der Corona-Pandemie bei vielen Menschen zu kurz kommen. In einer Befragung der Universität Gießen gaben beispielsweise 31 % der Teilnehmer an, mit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 ihre sportlichen Aktivitäten deutlich reduziert oder sogar ganz eingestellt zu haben.
Dabei sind Freizeitbeschäftigungen wie Wandern, Spazierengehen, Laufen oder Fahrradfahren in der freien Natur in vielen Bundesländern und Gemeinden auch während der Pandemie nicht verboten, sofern dabei die geltenden Hygienemaßnahmen und Kontaktverbote eingehalten werden. Aber auch zu Hause und im Garten gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich trotz Corona-Krise fit zu halten, zum Beispiel mit dem Heimtrainer, einem Springseil, ein paar einfachen Gymnastik-Übungen – oder sogar beim Hausputz.
Autorin: Dr. Brit Neuhaus, medproduction GmbH, www.medproduction.de
Datum: Januar 2021
Quellen:
Barmer.
www.barmer.de/gesundheit-verstehen/coronavirus/verschleppte-diagnosen-246796 (Abruf: 01/2021)
Die Techniker.
www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/infektionen/corona-virus/arztbesuch-nachholen-2084972 (Abruf: 01/2021)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie.
dgk.org/daten/pm-offener-brief-an-mdb-karliczek.pdf (Abruf: 01/2021)
Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Das Landesportal.
www.land.nrw/de/pressemitteilung/gemeinsamer-appell-von-gesundheitsminister-laumann-und-der-aerzteschaft-notwendige (Abruf: 01/2021)
ÄrzteZeitung.
www.aerztezeitung.de/Politik/Apotheken-weiten-Lieferservice-in-Corona-Krise-aus-410105.html (Abruf: 01/2021)
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.
www.schlaganfall-hilfe.de/de/aktuelles/2021/corona-impfung-informationen-fuer-schlaganfall-betroffene (Abruf: 01/2021)
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe.
www.schlaganfall-hilfe.de/de/aktuelles/2020/special-corona (Abruf: 01/2021)
Die Techniker.
www.tk.de/presse/themen/praevention/gesund-leben/sport-coronazeiten-2089466 (Abruf: 01/2021)
Justus-Liebig-Universität Gießen.
www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm99-20sportwaehrendderpandemieauswirkungen (Abruf: 01/2021)
9-GE-5-12130-02 02-2021