Sind Frauen häufiger von Schlaganfall betroffen als Männer?

Weltweit erleiden immer mehr Menschen einen Schlaganfall – zurückzuführen ist dies in erster Linie auf die alternde Gesellschaft. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Lesen Sie hier, welches Geschlecht häufiger von dieser Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen ist und woran dies liegen könnte.

Sind Frauen häufiger von Schlaganfall betroffen als Männer?

Trifft Frauen häufiger der Schlag?

Bei einem Schlaganfall kommt es zu einem plötzlichen Gefäßverschluss oder einer Blutung im Gehirn, wodurch ein bestimmtes Gehirnareal nicht mehr mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen versorgt werden kann. Dieses Ereignis kann bei jedem Menschen im Laufe des Lebens auftreten, unabhängig von individuellen Faktoren wie dem Alter oder dem Geschlecht. Eine besonders große Rolle spielt dabei jedoch das Alter: Am häufigsten sind nämlich Menschen ab einem Alter von 65 Jahren von einem Schlaganfall betroffen.

Und wie sieht es mit dem Einfluss des Geschlechts aus? Nun, Frauen sind in der Regel etwa zehn Jahre älter als Männer, wenn sie einen Schlaganfall erleiden. Gleichzeitig leben sie auch länger als das andere Geschlecht, wodurch gerade im höheren Alter absolut gesehen mehr Frauen als Männer von einem Schlaganfall betroffen sind; innerhalb der jeweiligen Altersgruppe haben aber Männer das höhere Schlaganfallrisiko. Schätzungen zufolge hatten 2,4 % der Frauen und 2,6 % der Männer in Deutschland im Lauf ihres Lebens bereits einen Schlaganfall. Hochgerechnet bedeutet das, dass Ende 2010 rund 1,76 Millionen Menschen im Alter ab 18 Jahren in Deutschland schon einmal einen Schlaganfall hatten, darunter 877.000 Frauen und 884.000 Männer.

Frauen haben besondere Risikofaktoren

Dem Schlaganfall liegen verschiedene Risikofaktoren zugrunde, die für beide Geschlechter gelten, darunter
•    Arteriosklerose,
•    Diabetes mellitus,
•    Bluthochdruck (Hypertonie),
•    Vorhofflimmern,
•    Alter,
•    Bewegungsmangel,
•    Übergewicht
•    Rauchen.

Über das gesamte Leben jedoch sind Frauen durch zusätzliche Risikofaktoren gefährdet. Dazu zählt die Einnahme von Hormonen unabhängig davon, ob sie vor einer ungewollten Empfängnis oder vor den Beschwerden der Wechseljahre schützen sollen.
Auch eine Schwangerschaft an sich erhöht das Risiko für einen Hirnschlag. Treten beispielsweise durch die Schwangerschaft ausgelöste Komplikationen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder aber eine Präeklampsie auf, so erhöht dies das Risiko, später im Leben einen Schlaganfall zu erleiden gegenüber den Frauen, die diese Komplikationen nicht hatten. Und im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen ist das Schlaganfallrisiko in den wenigen Tagen rund um die Geburt um neunmal, in den folgenden sechs Wochen bis zu dreimal höher.

Geschlecht beeinflusst Effekt von Risikofaktoren

Auch wenn viele Risikofaktoren gleich sind, wirken sich diese bei Frauen und Männern unterschiedlich auf die Häufigkeit sowie die Schwere eines Schlaganfalls aus.

Ein Beispiel dafür ist die Stoffwechselstörung Diabetes mellitus. Es wird davon ausgegangen, dass das weibliche Geschlecht allein bereits einen Risikofaktor dafür darstellt, als Folge einer Diabeteserkrankung einen tödlichen Schlaganfall zu erleiden. Zum einen, weil Frauen mit dieser Erkrankung ein bis zu 27 Prozent höheres Risiko als Männer mit der gleichen Erkrankung haben, einen Schlaganfall zu erleiden, zum anderen verläuft der Schlaganfall beim weiblichen Geschlecht zudem bis zu zweimal häufiger tödlich als bei Männern – und das unabhängig vom Alter und der Blutzucker- bzw. Blutdruckkontrolle. Interessant zu wissen: Das Risiko für einen tödlichen Schlaganfall ist bei Frauen mit Diabetes mellitus genauso hoch wie bei Frauen, die bereits zuvor einen Schlaganfall hatten und nicht an dieser Stoffwechselerkrankung leiden.

Ähnliches gilt auch für Vorhofflimmern: Ein fortgeschrittenes Alter begünstigt diese Herzerkrankung bei Männern wie bei Frauen. Da Frauen in der Regel aber älter werden als Männer, sind durch Vorhofflimmern ausgelöste Schlaganfälle besonders bei Frauen fortgeschrittenen Alters häufig. Gerade auch aufgrund des Alters verlaufen diese Schlaganfälle meist schwerer als bei Männern und nehmen öfter einen tödlichen Ausgang. Auch ist die Gefahr von weiteren Schlaganfällen höher.

Die Migräne kommt in der generellen Bevölkerung wie auch bei Schlaganfallbetroffenen dreimal häufiger unter Frauen vor als unter Männern. Der aktuellen Forschung zufolge gilt die Migräne mit Aura als ein Risikofaktor für Schlaganfall: Bei Menschen ohne Migräne liegt das Risiko zwei- bis dreimal niedriger als bei Menschen mit einer solchen Migräne.

Frauen: Risiken im Blick behalten!

Frauen besitzen bereits durch ihr Geschlecht ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall, wenn bereits Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Vorhofflimmern oder ein fortgeschrittenes Alter vorliegen. Während das Altern nicht abänderbar ist, lässt sich auf das Entstehen oder das Ausmaß der Vorerkrankung einwirken – beispielsweise durch eine ausgewogene Ernährung, die Salz-, Fett- und Zucker-reduziert und reich an Ballast- und Mineralstoffen sowie Vitaminen ist. Um das Gewicht zu halten oder überschüssige Pfunde abzubauen, ist regelmäßige Bewegung wichtig, zudem wirkt sich körperliche Aktivität positiv auf die verschiedenen Blutwerte aus. Ebenso wichtig wie hilfreich ist es, verschriebene Medikamente regelmäßig einzunehmen und die Blutwerte im Auge zu behalten – unabhängig davon, ob Begleiterkrankungen oder beispielsweise eine Schwangerschaft vorliegen oder nicht.

Autorin:  Dipl.-Biol. Anna Besson, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: März 2022

Quellen:
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2. de Havenon, A et al. “Association of Preeclampsia With Incident Stroke in Later Life Among Women in the Framingham Heart Study.” JAMA network open vol. 4,4 e215077. 1 Apr. 2021, doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.5077
3. Madsen, T. E. et al. Impact of Conventional Stroke Risk Factors on Stroke in Women. An Update. Stroke. 2018;49:536-542. www.ahajournals.org/doi/10.1161/STROKEAHA.117.018418
4. Roy-O'Reilly, M. et al. “Age and Sex Are Critical Factors in Ischemic Stroke Pathology.” Endocrinology vol. 159,8 (2018): 3120-3131. doi:10.1210/en.2018-00465
5. Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung. Gesundheit in Deutschland - Wie steht es um unsere Gesundheit? Kapitel 2. Stand 2015. 10.17886/rkipubl-2015-003-2


9-GE-5-13297-02 04-2022

 

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