Welche Reha-Klinik ist die richtige?

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Auswahl einer geeigneten Reha-Klinik sind sowohl individuelle medizinische als auch persönliche und soziale Bedürfnisse neben weiteren Faktoren zu berücksichtigen.
  • Ist direkt nach der Akutbehandlung eines Schlaganfalls eine Reha geplant, werden Patienten und ihre Angehörigen bei der Beantragung einer Reha von ärztlicher Seite und dem Sozialdienst im Krankenhaus unterstützt.
  • Ein wichtiges Kriterium zur Auswahl der Reha-Klinik ist die fachliche Spezialisierung und das Konzept der interdisziplinären Neuroreha.
  • Die ideale Reha-Klinik ist nicht immer in örtlicher Nähe zum Wohnort.
  • Nicht immer ist direkt im Anschluss an die Akutversorgung ein Reha-Platz frei, sodass überbrückend ambulante Therapien notwendig sein können.
Welche Reha-Klinik ist die richtige? Das Wichtigste in Kürze

Hintergrund

Viele Patientinnen und Patienten werden nach der Akutversorgung des Schlaganfalls in einer Rehabilitationsklinik (Reha-Klinik) stationär weiterbehandelt. Die Reha dient dazu, beeinträchtigte körperliche und kognitive Funktionen wiederzuerlangen bzw. zu verbessern. Auch psychische Probleme wie beispielsweise eine Depression - die sogenannte Post Stroke Depression (PSD) - werden in einer Reha-Klinik behandelt.

Durch das Wunsch- und Wahlrecht (nach § 8 SGB IX) können Patienten ebenso wie ihre Angehörigen Einfluss auf die Auswahl der Reha-Klinik nehmen. Andernfalls wird eine Klinik zugewiesen. Die Wahl der geeigneten Reha-Klinik hängt von verschiedenen Faktoren ab, die bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen sind. Gleich, ob es um ein Behandlungskonzept geht, das bei bestimmten Einschränkungen besonders erfolgversprechend scheint, oder um die Lage und Erreichbarkeit. Allerdings kann nicht immer den persönlichen Wünschen und allen Erwartungen an eine ideale Reha-Klink entsprochen werden.

Beantragung einer Rehabilitation

Außerhalb der neurologischen Frührehabilitation (Phase B) ist die Reha keine reguläre Krankenhausbehandlung. Sie muss durch die Betroffenen selbst bzw. mit der Hilfe anderer beim zuständigen Rehabilitationsträger - das ist meistens die Krankenversicherung oder Rentenversicherung - beantragt werden.

Soll eine Reha von einer Krankenhausbehandlung aus eingeleitet werden, übernehmen in der Regel die behandelnden Ärzte und Mitarbeitende vom Sozialdienst die Formalien. Sie stellen die nötigen Befunde zusammen, füllen Anträge der Krankenkasse aus und beraten, welche Reha-Klinik geeignet ist.

Bei positivem Bescheid wird eine Reha in der Regel zunächst für drei Wochen bewilligt. Eine Verlängerung ist mit ärztlicher Begründung auf Antrag möglich und nach einem Schlaganfall häufig erforderlich. Auch eine nachfolgende Anschlussbehandlung über mehrere Wochen bis wenige Monate ist möglich.

Welche Reha-Klinik ist die richtige? Das Wichtigste in Kürze

Welche Faktoren sind bei der Wahl der richtigen Reha-Klinik zu berücksichtigen?

Bei der Auswahl einer geeigneten Reha-Klinik nach einem Schlaganfall sind unter anderem folgende Entscheidungskriterien und Faktoren bedeutsam:

  • fachliche Spezialisierung bezogen auf Art und Schwere der Schädigung
  • neurologische Rehabilitationskonzepte und spezielle Therapieangebote
  • örtliche, persönliche und zeitliche Faktoren

Art der Hirnschädigung und Schweregrad der Folgen

Ein Schlaganfall kann durch unterschiedliche Ursachen entstehen und zu einer Hirnschädigung unterschiedlichen Ausmaßes führen. Die beiden häufigsten Arten sind (1) der ischämische Schlaganfall bzw. der Hirninfarkt und der (2) hämorrhagische Schlaganfall bzw. die Hirnblutung. Je schwerer das Gehirn geschädigt wurde, desto stärker können die verschiedenen Schlaganfall-Folgen ausgeprägt sein. Je nach betroffener Hirnregion und Funktionsausfällen können weiterhin pflegerische Betreuung, spezielle Ausstattungen, unterschiedliche Behandlungen und Nachsorge-Maßnahmen erforderlich sein.

Der Schweregrad und die resultierenden körperlichen, geistigen, seelischen und kommunikativen Einschränkungen sowie der Grad der Selbstständigkeit spielen bei der Auswahl der Einrichtung eine Rolle. Einige Kliniken konzentrieren sich auf Patienten mit schwereren Beeinträchtigungen. Andere haben ihren Fokus auf der fortgeschrittenen, eher alltagsbezogenen Rehabilitation und beruflich orientierten Therapien von Patienten mit milderen Beeinträchtigungen.

Rehabilitationskonzepte und spezielle Therapieangebote

In einer guten neurologischen Reha-Klinik arbeiten Teams aus Spezialisten verschiedener Disziplinen wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Sporttherapie und Sozialarbeit zusammen, um Patientinnen und Patienten einen umfassenden und zielführenden Reha-Prozess zu ermöglichen. Je komplexer die Schlaganfall-Folgen sind, desto eher kommt es auf verschiedene Reha-Konzepte mit interdisziplinärem Ansatz an. In der fachlich-spezifischen Ausrichtung sollte der Schwerpunkt an den individuellen Bedürfnissen, Hilfebedarfen und Teilhabezielen des Patienten ausgerichtet sein und flexibel angepasst werden.

Einige Kliniken haben spezielle Angebote wie beispielsweise robotergestützte und digitale Therapien, Fahrsimulator-Training, Reittherapie, Musik- und Kunsttherapie. Individuell zu berücksichtigende Bedürfnisse können z. B. auch Anforderungen an Ernährung, Barrierefreiheit und kulturelle Bedingungen sein.

Örtliche, persönliche und zeitliche Faktoren

Patienten bevorzugen oft eine Reha-Klinik, die nahe an ihrem Wohnort bzw. dem ihrer Angehörigen liegt. Das verbessert die Erreichbarkeit für Besuche der Familie, was emotional unterstützen kann. Doch nicht immer befindet sich die fachlich am besten geeignete Reha-Klink in der Nähe. Zudem kommt es vor, dass eine bevorzugte Reha-Klinik bei Antragstellung zeitnah keine freien Reha-Plätze hat. Es empfiehlt sich daher, den Radius bei der Suche zu erweitern und die Spezialisierung der Klinik in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Auch persönliche Empfehlungen, der Ruf einer Klinik, Erfahrungsberichte und Bewertungen anderer Patienten und Angehöriger können hilfreich sein.

Tipps für die Auswahl der geeigneten Reha-Klinik

●    Holen Sie sich Rat bei Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten, dem therapeutischen Team und dem Sozialdienst im Krankenhaus ein.
●    Machen Sie von Ihrem Wunschrecht ruhig Gebrauch und ergänzen Sie Ihren Vorschlag im Reha-Antrag. Achten Sie darauf, dass persönliche Gründe im Einklang mit den medizinischen Notwendigkeiten stehen.
●    Beschränken Sie sich nicht auf örtliche Kriterien. Eine weiter entfernt gelegene Reha-Klinik kann aufgrund ihrer Spezialisierung besser geeignet sein. Eine Liste mit Reha-Kliniken sortiert nach Bundesland finden Sie unter schlaganfallbegleitung.de/verzeichnis/rehakliniken
●    Verschaffen Sie sich einen Überblick über Möglichkeiten, mit denen Sie die Wartezeit auf einen Reha-Platz überbrücken können. Können Sie beispielsweise übergangsweise ambulante Therapiemaßnahmen im häuslichen Umfeld durchführen? Gibt es telemedizinische Angebote?

Wunsch und Wirklichkeit

Die Situation in Reha-Kliniken ist seit einigen Jahren angespannt. Die Nachfrage steigt. Gleichzeitig fehlt es an freien Kapazitäten, sodass Betroffene unter Umständen länger auf einen Reha-Platz warten müssen. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen macht sich auch in Reha-Kliniken bemerkbar. Zum Teil werden weniger Therapieeinheiten durchgeführt, als eigentlich nötig wären. Es finden überwiegend Gruppentherapien gegenüber Einzelbehandlungen statt.

Das kann die Suche nach einer geeigneten Reha-Klinik erschweren, die ohnehin ein komplexer Prozess ist und oft viel Geduld und Recherche erfordert. Umso wichtiger ist es, optimistisch zu bleiben und sich Unterstützung zu holen. Sie sind damit nicht allein! Anlaufstellen sind beispielsweise Selbsthilfegruppen, Patientenorganisation und Wohlfahrtsverbände.

Um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über die verschiedenen Therapieoptionen. Neben der Einnahme von Medikamenten zur Blutverdünnung gibt es weitere Möglichkeiten. Hier erfahren Sie mehr zur Schlaganfallprophylaxe durch Vorhofohrverschluss LAA und zum Verschluss des PFO durch einen Okkluder PFO.

Autor: Dr. med. Karin Kelle-Herfurth

Datum: April 2023




9-GE-5-14079-02 03-2023

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