Wie gesunde Ernährung vor einem erneuten Schlaganfall schützen kann

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, (wiederholte) Schlaganfälle zu verhindern.
  • Schlaganfälle können durch Wandveränderungen in den Arterien entstehen.
  • Medizinisch heißen diese Wandveränderungen Arteriosklerose oder Gefäßverkalkung.
  • Eine Mangel- und Fehlernährung trägt zur Entstehung der Arteriosklerose bei.
Wie gesunde Ernährung vor einem erneuten Schlaganfall schützen kann

Wie gesunde Ernährung vor einem erneuten Schlaganfall schützen kann

Nach einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie dem Schlaganfall beschäftigt viele Betroffene die Sorge vor einem erneuten Schlaganfall. Dabei kann das Risiko für einen weiteren Schlaganfall - ein sogenanntes Rezidiv - deutlich gesenkt werden, wenn in der Sekundärprävention das Augenmerk auf eine kontinuierliche Behandlung der Risikofaktoren und auf die Einhaltung eines gesunden Lebensstils gelegt wird. Denn in vielen Fällen ist bekannt, welche Risikofaktoren den Schlaganfall verursacht haben.

In der Sekundärprävention geht es also darum, genau diese Risikofaktoren “in den Griff” zu bekommen. Neben einer medikamentösen Therapie ist der Lebensstil ein klarer Einflussfaktor für sowohl das erstmalige Auftreten als auch das Wiederauftreten von kardiovaskulären Ereignissen wie dem Schlaganfall.

Zu einem gesunden Lebensstil gehört neben dem Verzicht auf Alkohol– und Tabakkonsum und ausreichend Bewegung eine gesunde Ernährung. Ernährung ist der in zahlreichen Studien am besten untersuchte und unterstützende Faktor in der Prävention.

Warum beeinflusst die Ernährung das Schlaganfallrisiko?

Eine ungesunde Ernährung ist häufig in Bezug auf folgende Aspekte zu beobachten:

  • zu viele Fettsäuren schlechter Qualität
  • zu viel Zucker und zu wenig Ballaststoffe
  • zu hoher Salzverzehr
  • mangelnde Versorgung mit Calcium, Jod, Folsäure und Eisen

Diese Form der Ernährung kann zu erhöhten Blutfettwerten, Bluthochdruck und Übergewicht führen und trägt damit zur Entstehung einer Arteriosklerose bei, die wiederum einen Schlaganfall verursachen kann.

Arteriosklerose – auch Atherosklerose – ist ein Überbegriff für einen Prozess, der zu einer Verhärtung und Verdickung der Arterienwände führt. Sie ist eine Erkrankung aller Arterien im Körper und kann verschiedene Gefäßbezirke betreffen, beispielsweise im Gehirn, am Herz, in den Beinen oder den Nieren.

Beispiel: Vom Bluthochdruck zum Hirninfarkt

Der Risikofaktor Bluthochdruck entwickelt sich meist schmerzlos und unbemerkt schleichend. Die Folge ist eine langsam fortschreitende Arteriosklerose, welche zu Einengungen (Stenosen) und Verschlüssen vor allem der hirnzuführenden Arterien führen kann. Es kann sich dann beispielsweise an der Halsschlagader ein Blutgerinnsel bilden. Dieses löst sich ab, verstopft eine Arterie im Inneren des Gehirns und unterbindet damit die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung. Es kommt zu einem Hirninfarkt.

In welchem Ausmaß sich die Gefäße durch Arteriosklerose verändern, kann jedoch - und das ist die gute Nachricht - durch eine gesunde Ernährung positiv beeinflusst werden.

Was zeichnet eine gesunde Ernährung aus?

Was zeichnet eine gesunde Ernährung aus?

Gesunde Essgewohnheiten zeichnen sich durch die Aufnahme von langkettigen Kohlenhydraten, überwiegend ungesättigten Fettsäuren, pflanzlichen Proteinen, Ballaststoffen und eine gute Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen aus.

Das lässt sich durch den täglichen Verzehr von fünf Portionen Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, dem regelmäßigen Verzehr von Nüssen, Milchprodukten und Hülsenfrüchten und dem Vorziehen von hellem Fleisch oder Fisch gegenüber rotem Fleisch erreichen.

Für eine gesunde Ernährung ist ein vollständiger Verzicht auf bestimmte Lebensmittel nicht notwendig. Allerdings sollten gezuckerte Getränke, Süßigkeiten und weitere hochverarbeitete Lebensmittel nur in Maßen verzehrt werden.

Mediterrane Ernährung senkt das Risiko

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass die sogenannte “mediterrane Ernährung” ein gutes Mittel zur Vorbeugung vor einem (erneuten) Schlaganfall und anderen Zivilisationskrankheiten ist. Deshalb wird die mediterrane Ernährungsweise insbesondere Menschen, die von einem Schlaganfall betroffen sind, empfohlen.

Doch was macht diese Ernährungsform eigentlich aus? Und wie unterscheidet sie sich von unserer typischen “westlichen Ernährung”?

Bei der mediterranen Ernährung stehen Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Olivenöl täglich auf dem Speiseplan und stellen damit den größten Anteil an den Mahlzeiten. Sie werden durch Eier, Milchprodukte und Wein in geringen Maßen ergänzt. Hin und wieder kommt auch Fisch und Geflügel auf den Tisch. Rotes Fleisch vom Schwein oder Rind gibt es nur selten. Es wird frisch gekocht und gemeinsam mit der Familie gegessen.

Grundlagen der mediterranen Ernährung

Grundlagen der mediterranen Ernährung:

  • täglich: Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Olivenöl
  • alle paar Tage: Eier, Milchprodukte, Wein
  • wöchentlich: Fisch, Geflügel
  • selten: rotes Fleisch

Unsere typische deutsche Ernährung sieht heutzutage leider oft anders aus. Fleisch und Wurstwaren kommen bei mehr als einem Viertel der Deutschen täglich auf den Tisch und 80 bis 90 Prozent der von Deutschen verzehrten Lebensmittel sind Fertigprodukte.

Auch vor Vollkornprodukten und gutem Olivenöl schrecken viele Menschen zurück, denn sie sind oft teurer als herkömmliche Produkte.

Eine Auswahl an Rezepten der mediterranen Küche finden Sie hier:
https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/ernaehrung/kochbuch

Was kann ich ändern? – Kleine Schritte

Wichtig ist: Sie müssen nicht von heute auf morgen Ihre gesamte Ernährung umstellen. Das würde in den meisten Fällen auch gar nicht funktionieren. Vielmehr sind es die kleinen, aber nachhaltigen Veränderungen, die letztlich den Unterschied machen. Hier ein paar nützliche Tipps:

Tipp #1: Wenn Sie Ihren Fleischkonsum reduzieren möchten, beginnen Sie bei der Wurst. Belegen Sie Ihr morgendliches Brötchen gerne einmal mit einem vegetarischen Aufstrich.

Tipp #2: Verwenden Sie ein qualitativ hochwertiges Olivenöl. Wenn die Flasche zu schnell leer wird, können Sie fettsparend kochen. Benutzen Sie beispielsweise beschichtete Pfannen, mit denen Sie nur wenig Fett zum Anbraten benötigen.

Tipp #3: Da Vollkornprodukte schneller sättigen, benötigen Sie weniger Vollkornnudeln als herkömmliche Nudeln. Auch bei Toast, Brot oder Brötchen kann sich ein Wechsel lohnen. Vollkornprodukte enthalten längerkettige Kohlenhydrate und unterschiedliche Ballaststoffe. Diese halten Sie nicht nur länger satt, sondern fördern auch die Gesundheit Ihres Darms.

Tipp #4: Kochsalz in hohen Mengen erhöht nachgewiesenermaßen das Schlaganfall-Risiko. Verzichten Sie möglichst auf Fertigprodukte und Fast Food, denn in diesen Lebensmitteln steckt oft mehr Salz, als Sie denken. Verwenden Sie Gewürze, um Ihrer selbst gekochten Mahlzeit einen guten Geschmack zu verleihen.

Tipp #5: Belegen Sie einen Online-Präventionskurs über gesunde Ernährung, die Kosten übernimmt Ihre Krankenkasse: schlaganfallbegleitung.de/praeventionskurs-ernaehrung

Fazit

Fazit

Bei einer gesunden Ernährungsweise geht es darum, ein vernünftiges Maß zu finden. Kein Lebensmittel ist tabu oder grundsätzlich schlecht. Sie müssen beispielsweise nicht für den Rest Ihres Lebens auf Kekse verzichten, um sich gesund zu ernähren. Wichtig ist, dass Sie:

  • zu jeder Mahlzeit mindestens eine Portion Obst oder Gemüse verzehren
  • zuckerhaltige Getränke durch Wasser, Tee oder selbst gemachte Getränke ersetzen
  • vermehrt pflanzliche Fette aus Ölen, Nüssen und Samen, Oliven oder Avocados verwenden
  • mehrmals in der Woche vegetarische Gerichte kochen, um den Fleischkonsum zu beschränken
  • langsam auf Vollkornprodukte umsteigen, damit mehr langkettige Kohlenhydrate und Ballaststoffe zu einer Stabilisierung Ihres Blutzuckerspiegels beitragen
  • verarbeitete Lebensmittel durch frische Produkte ersetzen. Denn verarbeitete Lebensmittel sind reich an Transfetten, Zusatzstoffen, Salz und verstecktem Zucker
  • weniger Salz und Zucker für die Zubereitung von Speisen verwendet werden

Autor: Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen, vbms Schlaganfallbegleitung GmbH
schlaganfallbegleitung.de/team/prof-dr-med-hansjoachim-vonbuedingen

Datum: Februar 2023

Quellen:

1. The associations of major foods and fibre with risks of ischaemic and haemorrhagic stroke: a prospective study of 418 329 participants in the EPIC cohort across nine European countries – Autoren: Tammy Y N Tong, Paul N Appleby, Timothy J Key, Christina C Dahm, Kim Overvad, Anja Olsen, Anne Tjønneland, Verena Katzke, Tilman Kühn, Heiner Boeing, Anna Karakatsani, Eleni Peppa, Antonia Trichopoulou, Elisabete Weiderpass, Giovanna Masala, Sara Grioni, Salvatore Panico, Rosario Tumino, Jolanda M A Boer, W M Monique Verschuren, J Ramón Quirós, Antonio Agudo, Miguel Rodríguez-Barranco, Liher Imaz, María-Dolores Chirlaque, Conchi Moreno-Iribas, Gunnar Engström, Emily Sonestedt, Marcus Lind, Julia Otten, Kay-Tee Khaw, Dagfinn Aune, Elio Riboli, Nicholas J Wareham, Fumiaki Imamura, Nita G Forouhi, Emanuele di Angelantonio, Angela M Wood, Adam S Butterworth, Aurora Perez-Cornago – Publikation: European Heart Journal, ehaa007 – DOI: 10.1093/eurheartj/ehaa007 – PMID: 32090257 – ResearchGate
2. Long-Term Secondary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet and a Low-Fat Diet (CORDIOPREV): A Randomised Controlled Trial – Autoren: Delgado-Lista, Javier, Juan F Alcala-Diaz, Jose D Torres-Peña, Gracia M Quintana-Navarro, Francisco Fuentes, Antonio Garcia-Rios et al. – Publikation: The Lancet, 399.10338 (2022), 1876–85 – DOI: 10.1016/S0140-6736(22)00122-2


9-GE-5-13960-02 02-2023

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